Raphaël Enthoven ist der Ex von Carla Bruni und der Vater ihres Sohnes. Ein Philosoph, ein Bonmot-Bombardeur, ein Gehirn auf Eigenkoks. Mit seinem Nachfolger Sarkozy nimmt er es locker auf: Er turnt so hyperaktiv durch die Geistesgeschichte wie der Präsident durch die Weltgeschichte
Zum dritten Mal klingeln. Hat dieses Gehirn keine Ohren? Dort hinter Enthovens Wohnungstür brutzelt und klappert es. Ein Lärmen ist das, als würde da eine Alchemistenloge den Stein des Weisen synthetisieren. Hier draußen im Treppenhaus hämmern Bauarbeiter. Endlich wird die Tür aufgerissen. Der Philosoph streckt die Hand heraus und zieht einen hinein. Immerhin hat das Gehirn einen Körper. Aber nur kurz. Dann ist er wieder weg. Doch da huscht er schon wieder vorbei. Was hat der denn für einen Pulli an? Schwarz umweht der Grobstrick den athletischen Denkertorso, am Ellbogen ein riesiges Loch. Das ist eher ein spärlich umstricktes Loch als ein schadhaftes Gewebe. Dieses Loch im Philosophenpulli muss eine Denkübung sein. Es muss etwas bedeuten. Aber was? Materie gegen Antimaterie, Sein gegen Nichtsein? Jetzt ist er wieder weg. Wie der Pullover an seinem Ellbogen. Der Kerl macht einen ja ganz schwindelig. Offensichtlich liebt Madame Bruni hyperaktive Aufziehmänner auf Eigenkoks.
Da! Eine Frau. Dicker Bauch. Enthoven hat zwei Boulevardzeitungen verklagt, weil sie geschrieben hatten, seine neue Freundin, die Schauspielerin Chloé Lambert, sei schwanger. Nach seiner Zeit mit Bruni hat er die Nase gestrichen voll von Klatsch. Schon flattert wieder das Pulloverloch vorbei: “Ça va, chérie? Und Sie, Monsieur, so setzen Sie sich doch.” Vor dem Bücherregal erscheint ein kalkweißer Bauarbeiterkopf. Staub rieselt auf Descartes’ gesammelte Werke. Das Leben ist eine Baustelle, und der Philosoph kocht Spaghetti.
Endlich sitzt das Gehirn und isst. Große schwarze Augen. “Er sieht aus wie ein Engel, ist aber ein Liebesteufel.” So besang Bruni ihn in ihrem Lied “Raphaël”. Chloé Lambert stöhnt unter dem Baulärm. Enthoven nickt in Richtung Bauch, behält den Reporter im Blick und knurrt grimmig: “Voilà, jetzt wissen Sie alles!”