Stephan Maus

AC/DC: Und das Herz macht bumm, bumm, bumm (stern)

Eine neue Chronik zur Rockband AC/DC hat mich in die Vergangenheit katapultiert. Der geheime Soundtrack meines Lebens

I’m a hard working man. Ich bin hier nämlich das Literatursensibelchen. Manchmal husche ich durch die Flure, und wenn ich Pech habe, treffe ich einen Journalisten. In seinem Blick lese ich: “Gleich geht er wieder in seine Lesezelle und unterstreicht die schönsten Stellen in einem dieser kasachischen Familienromane. Weichei.” “Weichei” würden sie hier allerdings nie sagen. Höchstens mal “Feuilletonist”. Dann verschwinden sie wieder zu harten Recherchen und lassen mich zurück mit meinen Familienromanen. In solchen Momenten gehe ich nicht etwa zum Mobbingbeauftragten, sondern schleiche in mein Büro, mache die Tür zu und höre AC/DC. Jetzt kann ich schon meinen Boss hören, wie er gleich sagt: “Was hast du da wieder für einen Mist geschrieben. Ich höre nie AC/DC aus deinem Büro.” Kann er auch nicht. AC/DC spielt in meinem Herzen. Jeden Tag live.

Im Herzen bin ich Rocker. Wie Friedrich Merz. Das war nicht immer so. Meine erste Kassette war von Neil Diamond. Dann kam die süße Mayerin. Sie kannte sich aus. Ihre große Schwester knutschte schon in der Raucherecke. Bevor die Mayerin und ich in die Raucherecke versetzt wurden, zogen meine Eltern um. Leider nahmen sie mich mit. Mit der Mayerin wechselte ich zarte Briefe im Stile kasachischer Familienromane. In einem schrieb sie mir, für sie gebe es nur noch AC/DC.

Es war die Musik der Liebe

Ich dachte, das sei ein Codewort für Schweinereien aus der Raucherecke. Zerfressen von Eifersucht, rannte ich zum Nachbarsjungen, der in einem modrigen Hobbykeller feuchtwellige Pin-ups und eine gute Plattensammlung hortete. Er zeigte mir seine neue Bo Derek, erklärte mir, wie man AC/DC aussprach und dass es abgekürzt “Wechsel- und Gleichstrom” bedeutete. Dann spielte er mir etwas vor. Scheiße! Das klang nicht nach Neil Diamond. Bo Derek lächelte. Das musste die Musik der Liebe sein. Es war die Musik der Liebe: Highway to Hell. Die süße Mayerin sah ich nie wieder. Bo Derek immer öfter.

(Vollständiger Text auf stern.de)