Stephan Maus

Isabelle Huppert: ‘Ich möchte dieses Gespräch beenden’ (stern)

Die Königin des französischen Kinos gibt ungern etwas von sich preis. Man sollte es trotzdem immer wieder versuchen. Ringen mit einer Diva

In Marc Fitoussis Komödie “Sehnsucht nach Paris” haben Sie eine für Ihre Verhältnisse doch recht untypische Rolle: Sie spielen eine normannische Rinderzüchterin, die der Ehe-Routine überdrüssig ist. In einer Szene ziehen Sie sogar ein glitschiges Kälbchen aus einer Kuh. Wie ist es denn so, beim Kalben zu helfen, wenn man Isabelle Huppert ist?

Man kommt drüber hinweg. Dem Kälbchen geht es gut. Es heißt Hollywood.

Eine ziemlich, nun ja: naturgetreue Szene. Seien wir offen: Fast schon eklig.

Eklig? Nein. Das ging sehr schnell. Die Szene beschäftigt die Zuschauer mehr als uns Schauspieler. Seltsam.

Vielleicht, weil Sie sonst immer nur feinnervige, verkopfte Großstadtfrauen spielen. Wie war es denn, in Gummistiefeln zwischen Plazenta, Fruchtwasser und Kuhmist zu stehen?

Macht mir nichts aus. Für einen Moment war es sehr bewegend. Immerhin war es eine Geburt. Eklig war das nicht. Das Kino betäubt negative Erfahrungen.

Sie meinen, wenn Sie vor der Kamera stehen spüren Sie nichts mehr?

So empfinde ich das. Das Kino macht unempfindlich für Kälte, Hitze und Schmutz. Für alles Negative.

Kino als Betäubungsmittel. Ist es Ihre Droge?

Nein. Im Gegenteil, das Kino hat nichts von einer Droge. Das war nur eine Feststellung.

Isabelle Huppert in einem Kuhstall ist ein ziemlich überraschender Anblick.

Ich wüsste nicht, warum. Aber stimmt wohl, das höre ich oft. Es überrascht mich, dass es die Leute überrascht.

Vielleicht, weil es nicht Ihrem Image entspricht. Haben Sie mit diesem Film Ihr Image gegen den Strich bürsten wollen?

Nein. Ich habe diesen Film gemacht, weil er mir gefällt. Ich fand ihn nett. Ziemlich sympathisch. Lustig. Aber Sie haben Recht, diese Figur überrascht die Leute. Vielleicht, weil es eine einfache Figur ist.

Vielleicht zu einfach für Isabelle Huppert, Spezialistin für gequälte Frauenseelen?

Zu einfach finde ich die Figur gerade nicht. Brigitte ist einfach, aber sie ist auch komisch. Und sie schaut mit bissiger Unerbittlichkeit auf die Welt. So einfach ist sie nun auch wieder nicht.

Eigentlich spielen Sie ja eher soziale Monster.

Ich spiele keine Monster. Hier bin ich überhaupt nicht einverstanden mit Ihnen. Ich habe Menschen gespielt, die sich in monströsen Umständen wiedergefunden haben - das schon. Aber Monster habe ich ganz sicher nicht gespielt.

(Vollständiges Interview auf stern.de)